Hey Baby, denk positiv.. :-)

In Zeiten von „The Secret“ und immens vielen Büchern, Hörbüchern, Seminaren und dergleichen zum Thema „positiv denken“, wird eine andere Ansicht die diese nicht komplett teilt, eher für Stirnrunzeln, Aufruhr und Kritik sorgen.

Wahrscheinlich ist das so ähnlich wie damals im Mittelalter. Wenn man da gesagt hat, du linderst Magenschmerzen mit Zwieback und Kamillentee wurdest du entweder als Hexe verbrannt, in einem zugebundenem Sack ins Wasser geworfen und ertränkt oder gesteinigt.

So ähnlich, wenn auch sicher nicht ganz so schlimm, fühlt man sich heute, wenn man es wagt die Ansicht des „Positiven Denkens“ nicht vollständig zu teilen. In den letzten Jahren habe ich es persönlich zunehmend erlebt, dass man sich kaum noch traut etwas zu sagen, was nicht so positiv klingt, weil gleich bekommst du ein „hey, denk positiv“, um die Ohren geschmissen.

Es breitet sich so etwas wie eine generelle Oberflächlichkeit aus, in der es anscheinend einfach reicht „denk Positiv“ zu sagen, und damit ist schon alles klar. Tatsächlich sind manche sogar fest davon überzeugt, dass wenn sie nicht positiv denken, sich alles gegen sie wendet. Also kämpfen sie von frühmorgens bis spät abends um jeden Gedanken und sobald sie den leisesten Zweifel an dem Ganzen verspüren, ist die Antwort auch schon da, denn – sie haben wieder mal nicht „positiv“ gedacht.. Die Quittung bekommen sie auch gleich zu spüren, irgendetwas Negatives passiert, sie wurden bestraft.

Ich frage mich zunehmend, wenn doch positiv denken reicht, und wir das in den letzten 2 Jahren dank „The Secret“ und vielen ähnlichen Bücher, alles so genau gelernt haben, wieso sind wir jetzt in einer weltweiten Wirtschaftskrise und wieso ist gerade die Mittelschicht so davon betroffen, die sich das alles gut leisten konnte?

Wenn positiv denken genügt, wieso gibt es nicht massenweise mehr wohlhabende Menschen seit dem es The Secret und ähnliches auf dem Markt gibt? Ich spreche nur von denjenigen die diese gesamte Literatur auch verschlungen & angefangen hatten es umzusetzten. Wenn positiv denken genügt, dann frag ich Dich ganz konkret, hast Du Deine Ziele und Träume erreicht die Du erreichen wolltest in den letzten 3-4 Jahren?

Na vielleicht will ich zu viel. Also frage ich noch etwas anderes. Mal unabhängig von Geld, Status, Kariere etc.. bist Du dank „Positiv Denkens“ wirklich erfüllter & glücklicher geworden in den letzten 2-4 Jahren? Du musst jetzt schon genau hinsehen, und keine leichtfertige Antwort geben.

Hast Du Dich schon mal gefragt, wenn Du etwas für Dich wichtiges erreicht hast in Deinem Leben, woran es letztendlich wirklich gelegen hat? Hast Du Dir die Mühe gemacht es zu untersuchen?

Wir haben seit „Secret & Co“ mehr Lehrer als Schüler. Immer wieder höre ich auch von meinen Freunden, die sehr ernsthaft und hart an sich seit weit über einem Jahrzehnt arbeiten, dass heute jeder der 1-2 Seminare besucht hat zum Lehrer mutiert & Seminare abhält. Es wird zunehmend schwerer zwischen einem seriösen verantwortungsbewusstem Lehrer und einem Hobby Lehrer zu unterscheiden – egal in welcher Richtung. An den Honoraren kannst Du sie nicht messen.

Auch wenn wir nicht das Thema „Lehrer“ heute angehen, so möchte ich doch zumindest darauf hinweisen, wie ich für mich, einen Lehrer aussuche. Ich empfinde mich selbst auch heute noch als jemanden, der immer wieder gerne einen Lehrer für gewisse Zeitabstände hat & braucht. Sich einen Lehrer bzw. Coach zuzugestehen hat sicher auch ein wenig mit Demut zu tun. Das Eingeständnis nicht alles allein zu können oder zu wissen. Mein Leitsatz ist: ich versuche möglichst zu niemandem zu gehen, der nicht mind. 10 Jahre Erfahrung und/oder Erfolg hat in dem was er lehrt. Unter 10 Jahren ist er selbst noch ein Schüler, meines Erachtens nach.

Aber zurück zum „Positiven Denken“.

Letztens las ich auf FB einen Spruch in dem es darum ging, wenn du nur genug positiv denkst erfüllen sich all deine Ziele. Ich konnte es mir nicht verkneifen einen Kommentar dazu zu schreiben. Doch nicht nur dort, egal ob ich Twitter anmache, Xing, Plaxo etc., wo ich auch hinsehe, ich werde überrollt mit den vielen, (sicher gut gemeinten), Tipps zum „Positiven Denken“.

Ich frage mich ob wir es uns nicht etwas zu einfach machen? Ob wir nicht in eine Oberflächlichkeit des Seins – besser gesagt des Denkens abrutschen, (weil das Sein/Selbst alles andere als oberflächlich ist), die uns innerlich unglücklicher und leerer hinterlässt als vorher. Ist das vielleicht auch der Motor warum es nie reicht und es muss immer mehr sein?

Hast Du es noch nie erlebt, dass Du super motiviert warst und vor lauter „Positivem Denken“ nur so geschwebt und Wochen später im tiefsten Keller gelegen bist? Hast Du Dir nie die Frage gestellt, ob wir mit dem „Positiv Denken“, evtl. nicht doch etwas zu leichtfertig & vor allem oberflächig umspringen?

Hast Du Dir nie die Frage gestellt, ob Du wirklich einen Einfluss auf das ganze Denken hast? Und wenn Du Dir sicher bist ihn zu haben, wieso funktioniert es nicht immer und auch nicht in jedem Bereich Deines Lebens?

Weil wenn er funktionieren würde, wärst Du dann nicht in jeglicher Hinsicht erfüllt & glücklich? Oder denkst Du jetzt, es liegt daran das Du Dir das „Positive“ nicht oft genug in Bildern vorgestellt hast?

Um was geht es denn nun wirklich?…….

Um was es mir geht ist folgendes:

aus meiner bescheidenen Erfahrung heraus, (nicht Bücher), ist das „denken“, (ob positiv oder negativ, sei mal dahingestellt), nur eines der Schritte in einer Reihe auf einander folgenden Reaktionen. Das Denken passiert, dass ist richtig, doch wann??? Kommt evtl. noch etwas vor dem Denken???

Wenn ja, was? Schon einmal darüber nachgedacht? Bzw. hast Du das mal genau erforscht? Hast Du Dich schon einmal oder mehrfach still hingesetzt und über Stunden versucht das zu ergründen was da eigentlich genau passiert? Du sollst mir bitte gar nichts glauben, das will ich gar nicht. Ich möchte, dass Du es selbst überprüfst!

Ich glaube zunächst viel von dem was mir begegnet. Manchmal überprüfe ich es gleich für mich und hinterfrage es, um mich entweder von der Wirksamkeit oder vom Gegenteil zu überzeugen. Ich sehe die Gefahr, dass wir nichts mehr überprüfen, sondern nur konsumieren, von dem was uns geboten wird. Man kann auch die „Weisheiten“ des „Positives Denkens“ einfach nur konsumieren ohne für sich selbst zu überprüfen. Wir tendieren dazu, dafür zu bezahlen das uns jemand anderes die Antwort gibt, wir es nur umsetzten brauchen, ohne selbst in der Tiefe darüber nachzudenken.

Wie kommt das? Haben wir vor etwas Angst? Unsere Sinne, sind zum Teil durch die ganzen Ablenkungen (TV, Internet, Handy, Werbung, Konsum) derart geschrumpft, dass es sehr vielen Menschen nicht einmal auffällt, dass es nicht das Denken ist, was das Leben steuert, sondern das eventuell vorher noch ein ganz anderer Prozess stattfindet, und das Denken nur eines der Ergebnisse davon sein könnte.

Um nicht missverstanden zu werden, ich selbst finde Secret & Co ebenfalls Klasse. Als ich die DVD das erste mal sah, (2006 in Asien), war mir jedoch klar das, dass das nur der Anfang oder das Ende eines Prozesses ist, (kommt darauf an wo man anfängt). Niemals jedoch der Ganze. Dafür ist es doch etwas zu oberflächig. Es kann ein Beginn sein, wenn Du anfängst Dich damit zu beschäftigen, aber nicht das Ziel, niemals das Ende.

Sind wir, bist Du und bin ich als Mensch, nicht viel komplexer und vielschichtiger, als das wir alles auf unser tolles Denken herunter schrauben könnten? Ohne Zweifel ist unser Denken wichtig, insbesondere für den Alltag. Doch alles auf das Denken zu reduzieren, was ja gleichzeitig der Persönlichkeit – dem Ego entspricht, kann auch eine Gefahr sein.

Es gibt tatsächlich Unternehmer die behaupten von sich, sie hätten kein Ego. Da bekomme ich einen Lachanfall. Wenn sie kein Ego hätten, würden sie nicht denken. Wer denkt, hat auch in gewissen Maßen ein Ego. So einfach ist das. Und wenn er nicht mehr denken würde, würde er 24 Std. in Meditation sitzen und Karriere, Geld etc. wären ihm egal. Es ist nicht schlimm ein Ego zu haben und es zum Denken zu nutzen. Dafür ist es ja da. Auch ich verwende es täglich. Ich sage nur, schau hin ob das wirklich alles ist..

Überprüfe es, ob das allein wirklich für ein erfülltes Leben reicht? Du kannst es sehr leicht erkennen. Stell Dir folgende Fragen: Bist Du in Frieden mit den Menschen in Deiner Umgebung? Deinen Eltern, Geschwister, Freunde, Kollegen? Gibt es nirgends Spannung, Streit? Schau jetzt nochmal hin und überprüfe für Dich, wie oft, für gewisse Spannungen in Deinem Leben, vielleicht das Denken die Ursache war? Weil Du einfach im Recht sein wolltest? Also ich hätte da einige Geschichten aus meinem Leben die ich erzählen könnte.

Ich frage Dich noch etwas: Angenommen bei jemandem aus Deinem Freundeskreis passiert in der Familie ein Unglück. Deinem Freund geht es deswegen miserabel. Er ist traurig weil er jemanden den er liebte verloren hat. Was sagst Du ihm dann? „Hey, sieh es positiv, alles halb so wild, die Welt dreht sich weiter? Ändere Deine Einstellung und komm lass uns einen trinken gehen?“ Oder gehst Du ihm möglichst aus dem Weg, weil Dich die Situation überfordert?

Hast Du dann den Mut, keine gut geübten Parolen loszulassen, stattdessen sich mit ihm hinzusetzten, und einfach nur seine Hand zu halten? Weil Du selbst erkennst, wie wenig wir doch immer noch von allem was das Mysterium Leben bedeutet, verstehen?

Manchmal ist das Denken überflüssig. Was gefragt ist, ist manchmal echte Teilnahme und echtes Mitgefühl ohne viele Worte. Da sind Parolen einfach überflüssig und zeigen höchstens die Ohnmacht desjenigen der sie anwendet. Manchmal ist etwas Demut erfüllender als 1000x „Denk Positiv“ zu sagen. Demut ist übrigens kein Zeichen von Schwäche, sondern eher ein Zeichen davon das Dir bewusst ist, wie wenig Du noch von allem tatsächlich begriffen hast.

Ich möchte diesmal keinerlei Anregungen geben, nur Fragen stellen. Das tue ich mit mir selber auch. Ich stelle mir Fragen, immer wieder. Versuche jetzt erst einmal Deine Antworten zu finden, keine vorgegebenen, sondern Deine eigenen.

Auch wenn ich dazu noch viel schreiben könnte, sag ich jetzt, bis zum nächsten mal,

eure Dany

Fortsetzung folgt.. (vielleicht)..

Gerne könnt ihr mir eure Erfahrungen und Anregungen zu diesem Thema per email senden. Entnehmt diese bitte meiner Webseite unter Contact:

www.danielaszasz.com

 

6. Oktober 2009

9 Kommentare

  1. Daniel

    Liebe Dany
    Ich finde es faszinierend wie du mit deiner Einstellung zum MLM allgemein stehst.
    Du gibst nicht nur den jungen Menschen Inspiration sondern auch vielen anderen die das durchmachen was du in deiner Kolumne schreibst. :)
    ich sehe dein Bericht als Ergänzung für mein Geschäft und für meine Teampartner.
    Danke :)

    LG
    Daniel

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  2. Das Millionenquiz

    Hi, geiler Artikel, den Du da erstellt hast. Ich möchte Dir herzlich für den Tipp danken, war mir bisher neu.
    Mir gefällt Dein Blog, deshalb werde ich wahrscheinlich noch öfter bei Dir vorbei schaun.

    Antworten
    • admin

      danke dir – freut mich :-)

      Antworten
  3. Reena Gloff

    Dieser Artikel spiegelt genau meine eigene Sicht zu diesem Thema.

    Vielen Dank für den Artikel.

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  4. Elton Dickerman

    hi, excellent web blog, and a very good understand! one for my bookmarks.

    Antworten
  5. Wilhelmina Kemnitz

    I’ve read some good stuff here. Definitely worth bookmarking for revisiting.

    Antworten
  6. Elif

    Liebe Dany, schön das es Dich gibt! Du sprichst mir aus der Seele, wie eine Schwester!
    Seit nun fast 30 Jahren befasse ich mich mal mehr, mal weniger mit dem Thema Mystik, Spiritualität und Glauben. Eins kann ich Dir versichern, jeder Mensch hat ein Ego!
    Alles ist immer eine Frage der Diffinitation und der Sichtweise. Da wir alle Menschen sind, machen wir auch Fehler, wir lernen und reifen dadurch. Ohne das wir den wahren Sinn unseres Daseins ergründen, werden wir keine Zufriedenstellenden Antworten erhalten! Eigentlich ist das Leben eine Magie, dies können wir nur empfinden, wenn wir uns, von unserer erhabenen Seele leiten lassen. LG Elif
    positives Denken

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